Krautfäule und Schilfglasflügelzikade waren zwei der aktuellen Themen, die bei der Vortragstagung Kartoffel am 30.01.2025 diskutiert wurden. Eingeladen hatten Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) und Saatguterzeugergemeinschaft in Niedersachsen e.V. (SEG) gemeinsam. Rund 140 Teilnehmer folgten der Einladung nach Bispingen-Behringen.
Vor den produktionstechnischen Themen stellte Dr. Matthias Benke, Anerkennungsstelle der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die „Zahlen zur Kartoffel 2024/25“ vor. Er zeigte, dass die Kartoffel-Anbaufläche insbesondere in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen 2024 stark angestiegen ist. In Deutschland hat sie den höchsten Stand seit 2020 erreicht. Entsprechend hoch war die Erntemenge. Auch die zur Pflanzguterzeugung angemeldeten Vermehrungsflächen stiegen nach einem Rückgang 2023 wieder an. In Niedersachsen wurden 2024 7.011 ha mit Erfolg feldbesichtigt, ursprünglich angemeldet waren 7.423 ha. Im Virustest erreichten bei den Z-Vermehrungen 89,9 % das Ziel, bei den Basispartien 73,7 % (abgestuft zu Z wurden 20,8 %; jeweils bezogen auf die Fläche).
Im nassen Jahr 2024 stellte auf vielen Schlägen die Krautfäule ein großes Problem dar. Dr. Hendrik Hanekamp, Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, berichtete zu „Kraut- und Knollenfäule: Erkenntnisse aus 2024 für Bekämpfungsstrategien nutzen“. Er stellte heraus, dass Krautfäule grundsätzlich präventiv mit maximalen Aufwandmengen bekämpft werden muss. Dabei sind gegenüber den CAA-Fungiziden & Zorvec resistente Isolate inzwischen flächendeckend in Niedersachsen verbreitet. Diese Mittel sollten präventiv und immer in Mischung mit wirksamen Partnern angewendet werden. Dabei Zorvec nicht 2-mal hintereinander einsetzen und CAA-Fungizide maximal 2-mal direkt hintereinander. Wichtig ist auch ein Wechsel mit anderen Wirkstoffklassen. In Pflanzkartoffeln sollten diese Mittel zum Ende der Spritzfolge vermieden werden.
Speziell um „Pflanzenbauliche Herausforderungen in der Pflanzguterzeugung“ ging es im Vortrag von Andreas Meyer, Landwirtschaftskammer Niedersachsen und VS-Dethlingen. Dabei betrachtete er verschiedene Aspekte. Auf Grund des Klimawandels wird die Wasserverfügbarkeit in der Vegetationsperiode abnehmen. Maßnahmen zum Wassermanagement werden daher wichtiger. In Versuchen hat die VS-Dethlingen den Effekt einer Stroh-Mulch-Abdeckung der Dämme und auch die Anwendung von Strip-Till in Kartoffeln geprüft. Beide Ansätze zeigten einen (geringen) Effekt, müssen aber noch weiter geprüft werden. Nach Diskussion der mechanischen Unkrautbekämpfung und von Ansätzen zur Fruchtfolgegestaltung ging er auf die Bekämpfung von Durchwuchskartoffeln ein. Hierbei ist wichtig, die Knollenverluste beim Roden zu verringern. Nachdem 2024 das Schneiden von Pflanzgut vermehrt durchgeführt wurde, hat die VS-Dethlingen auch hierzu einen Versuch angelegt. Es zeigte sich, dass die Erträge geringer waren und Kümmerer und kranke Stauden vermehrt auftraten. Um gleiche Stängelzahlen zu erreichen müsste geschnittenes Pflanzgut erheblich enger gepflanzt werden wodurch die Einsparung an Pflanzgut am Ende nur gering ist.
Im abschießenden Vortrag berichtete Dr. Luitpold Scheid, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Pflanzenschutz, zu „Stolbur und SBR – Erste Erkenntnisse aus Bayern“. Diese beiden Erreger, oft in Mischinfektion, haben in den letzten beiden Jahren im Süden Deutschlands vor allem in Zuckerrüben, aber auch in Kartoffeln, erhebliche Schäden verursacht. Übertragen werden sie durch die Schilf-Gasflügelzikade. Bisher wurden in Niedersachsen nur im Süd-Osten wenige Exemplare gefangen. Da die Krankheit nicht direkt zu bekämpfen ist muss die Übertragung vermieden und die Zikade bekämpft werden. Hierzu finden zur Zeit verschiedene Forschungsarbeiten statt. Bisher scheint die wirksamste Methode zur Verminderung der Zikaden-Population eine Schwarzbrache nach Rüben (und Kartoffeln) zu sein.
Die Präsentationen stehen zum Download zur Verfügung.