Aktuelle Themen der Kartoffelproduktion wurden in der gemeinsam von Landwirtschaftskammer Niedersachsen und Saatguterzeugergemeinschaft in Niedersachsen e.V. veranstalteten Vortragstagung am 26.01.2023 angesprochen. Rund 150 Teilnehmer folgten der Einladung nach Bispingen-Behringen.
Den Auftakt machte Dr. Matthias Benke, Leiter der niedersächsischen Saatgutanerkennungsstelle. Er stellte aktuelle statistische Zahlen zur Kartoffel vor. Seit Jahrzehnten führt Niedersachsen die Anbaustatistik für den deutschen Kartoffelanbau an, rund 45 % der Anbauflächen liegen hier. Von der deutschen Erntemenge erwachsen dort sogar rund 50%. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Pflanzkartoffelerzeugung, rund 41 % der erfolgreich besichtigten Vermehrungsflächen Deutschlands liegen in Niedersachsen.
Die folgenden beiden Vorträge beschäftigten sich mit der Gesunderhaltung der Kartoffelbestände. Ziel ist die Vermeidung von Infektionen und der Verbreitung von Schaderregern.
Grundlage dafür sind gezielte Maßnahmen zur „Hygiene im Kartoffelbetrieb“, die Martin Rave von der Böhm-Nordkartoffel Agrarproduktion GmbH & Co. OHG aufzeigte. Zur Eindämmung von Nematoden und anderen bodenbürtigen Schaderregern sowie von Bakterien und Pilzen sind ein ausreichend weiter Anbauabstand, resistente Sorten, die Vermeidung von Einschleppungen durch Erde oder organische Dünger und insbesondere systematische Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen unverzichtbar.
Auf aktuelle Entwicklungen bei der Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren in Pflanzkartoffeln ging Dr. Stefan Krüssel, der neue Leiter des Pflanzenschutzamtes, ein. Bei abnehmender Verfügbarkeit wirkstarker Insektizide müssen hierfür vielfältige Maßnahmen ergriffen werden. Es beginnt mit der sorgfältigen Wahl des Standortes, wobei auch die Anfälligkeit der Sorte zu beachten ist. Infektionsquellen müssen durch eine weite Fruchtfolge, Beseitigung von Durchwuchskartoffeln und eine rechtzeitige Selektion vermieden werden. Für die Insektizidmaßnahmen geben die Hinweise des amtlichen Pflanzenschutzdienstes eine wichtige Hilfestellung.
Aber auch andere neue gesetzliche Reglungen halten pflanzenbauliche Herausforderungen für die Kartoffelproduktion bereit. Gerald Burgdorf, neuer Leiter des Fachbereiches Pflanzenbau der Landwirtschaftskammer Niedersachen, beschäftigte sich mit den Folgen der GAP 2023 – 2027. Hierbei stellen insbesondere die Regelungen zu GLÖZ 6 (keine kahlen Böden), 7 (Fruchtwechsel) und 8 (Stilllegung) Herausforderungen in der Kartoffelproduktion dar. Diese müssen betriebsindividuell in die Anbauplanung integriert werden.
Die Tagung fand nach corona-bedingten Ausfällen und einem späteren Termin im Sommer 2022 wieder zum traditionellen Termin am letzten Donnerstag im Januar statt. Neben den Fachvorträgen wurden zum Auftakt die Sieger des SEG-Pflanzgutwettbewerbs 2022 vom Präsidenten der Landwirtschaftskammer für die hohe Qualität ihres Pflanzgutes ausgezeichnet.
Die Vorträge stehen zum Download zur Verfügung.