Aktuelle Themen der Kartoffelproduktion wurden in der gemeinsam von Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) und Saatguterzeugergemeinschaft in Niedersachsen e.V. (SEG) veranstalteten Vortragstagung am 25.01.2024 angesprochen. Rund 160 Teilnehmer folgten der Einladung nach Bispingen-Behringen.
Den Auftakt machte Heinrich Klensang von der Bezirksstelle Bremervörde der LWK. Er stellte aktuelle statistische Zahlen zur Kartoffel vor. Die Anbauflächen für Kartoffeln insgesamt waren in Niedersachsen 2023 etwas geringer als 2022, die Rohwarenerträge ebenfalls. Die einsetzenden starken Niederschlägen behinderten die Ernte, einige Flächen sind nach wie vor nicht gerodet. Bei den Pflanzkartoffeln war die feldanerkennte Vermehrungsfläche 2023 mit 6.505 ha deutlich niedriger als 2022 (7.350 ha). Überdurchschnittlich war mit 19,3 %, wie schon im Vorjahr (19,6%) , der Anteil der Bestände in denen Blattläuse gefunden wurden. In der Virustestung hielten 11,2 % der feldanerkannten Fläche die Norm nicht und wurden aberkannt. Bezogen auf die Z-Vermehrungen waren dies 14,9 %, bei den Basisvermehrungen 8,2 %. Von diesen wurden 21,2 % abgestuft und nur als Z anerkennt. Somit stehen für die Vermehrung 2024 nur 70,6 % der vorgesehen Basisvermehrungen zur Verfügung. Da auch in den europäischen Nachbarländern die Fläche reduziert wurde ist die Versorgung mit Pflanzgut insgesamt knapp, dies gilt insbesondere für Verarbeitungs- und auch Speisessorten.
In den beiden folgenden Vorträgen ging es um technische Lösungen bei Sortierung und Lagerorganisation. Diese gewinnen an Bedeutung, da auch in der Landwirtschaft die Suche nach Arbeitskräften immer schwieriger wird. Dies betrifft den Kartoffelanbau mit seinem relativ hohen Arbeitsaufwand und damit AK-Bedarf in besonderem Maße.
Einen Ansatz stellen optoelektronische Sortierer dar. Andreas Meyer, Versuchsstation Dethlingen, stellt in seinem Marktüberblick die beiden grundsätzlichen Verfahren, das vertikale und das horizontale System, vor. Das vertikale System ermöglicht kompakte Maschinen, bei denen die Leistung durch Verbreiterung des Bandes einfach zu steigern ist. Allerdings ist nur eine Fraktion möglich. Das horizontale System dagegen hat pro „Linie“ nur eine begrenzte Durchsatzleistung, ermöglicht aber die Aufteilung in die verschiedensten Sortierungen und damit Qualitätsstufen. Von den ersten Erfahrungen mit einem optoelektronischen Sortierer in der Praxis, in diesem Falle einem horizontalen System, berichtete Wolfgang Hauschild, RAISA eG. Wie jede neue Technik erforderte auch diese eine intensive Einarbeitung der Mitarbeiter und eine genaue Abstimmung der Einstellungen. Danach bereitete die „Elektronik“ kaum Probleme, diese traten eher im mechanischen Bereich auf. In diesem Zusammenhang wies W. Hauschild auf die Bedeutung eines guten Services durch den Hersteller hin.
Auch in der Lagerung wird es bei zunehmender Größe und wechselndem Personal immer schwieriger den Überblick zu behalten. Dr. Karl Doreth beschäftigt sich in seinem Ingenieurbüro doreth:engineering in Hannover mit der Digitalisierung in Industrie und Mittelstand. Er zeigte verschiedene Ansätze und Möglichkeiten auf, die Kartoffeln im Lager mit Hilfe der IT nachzuverfolgen und damit den Überblick zu behalten. Während vollautomatische Systeme bei der engen Aufstellung der Kisten im Lager und der oft staubigen Umgebung noch nicht geeignet sind, bieten einfachere Verfahren z.B. mit Erfassung der Kisten und Gabelstapler per Kamera und Code (eine Art überdimensionaler QR-Code) Möglichkeiten zur elektronischen Datenerfassung. Die Suche nach der geeigneten technischen Lösung sei aber immer erst der zweite Schritt, wichtiger sei die genaue Festlegung des Prozessablaufes.
Den Abschluss macht die Produktionstechnik. Der Kartoffelspezialberater Jürgen Pickny von der LWK Bezirksstelle Uelzen stellte aktuelle Ergebnisse zur Krautfäule- und Drahtwurmbekämpfung sowie Beizung vor.
Neben den Fachvorträgen wurden zum Auftakt die Sieger des SEG-Pflanzgutwettbewerbs 2023 von Manfred Tannen, designierter Vizepräsidenten der Landwirtschaftskammer und Helge Johannes, Vorsitzender der SEG für die hohe Qualität ihres Pflanzgutes ausgezeichnet.
Die Vorträge stehen -soweit verfügbar- zum Download zur Verfügung.